In den letzten Tagen gab es viele Gespräche beim Glühwein. Mein Unterstützerteam und ich trafen uns mit Nieskyern auf der Gottesackerallee, der Konrad-Wachsmann-Straße, dem Hessenweg und dem Steinplatz. Trotz teils kurzfristiger Einladung kamen jeweils bis zu 40 Leute und konnten Fragen im direkten Gespräch loswerden. Es war deutlich zu spüren: Die Nieskyer wünschen sich mehr direkten Austausch. Themen gibt es genug.

Die schwierige Finanzlage und damit verbundene Handlungsunfähigkeit kommt immer wieder zur Sprache. Hier müssen wir uns Gestaltungsspielräume zurückholen und Einnahmen steigern. Der Fokus muss auf der Stärkung der Bestandsunternehmen und Unterstützung von Erweiterungen und Ansiedlungen liegen. Wie kann das gelingen? Durch eine angebotsorientierte und proaktive Politik. Neue Gewerbeflächen müssen vorgehalten werden, ansiedlungsinteressierte Unternehmen konkret angesprochen und umworben werden. Am besten gemeinsam durch Stadt und bereits ansässige Unternehmen. Gemeinsam mit Nachbargemeinden, mit Institutionen der Wirtschaftsförderung des Landkreises, des Freistaates und der Lausitz müssen wir für unsere Lausitz als Wirtschaftsstandort werben. Die im Rahmen des Strukturwandels bereitgestellten Mittel sollen in Zukunft nicht mehr an Niesky vorbeigehen. Unsere Stadt kann sich einen Namen machen, weil wir etwas zu bieten haben. Ich denke dabei an die Holzbautradition und die vielen aktiven Unternehmen aus diesem Sektor in Niesky und Umgebung. Darauf lässt sich etwas aufbauen, ein Cluster, ein Kompetenzzentrum mit überregionaler Ausstrahlung. Die breit aufgestellten kleinen und mittelständischen Unternehmen sind ein absolutes Plus, das wir herausstellen können.

Wie können wir Rückkehrer und neue Nieskyer gewinnen? Unbedingt möchte ich im nächsten Jahr einen Rückkehrertag organisieren, am besten gemeinsam mit den Sportvereinen, die stabile Kontakte zu ehemaligen Spielern pflegen. Aber wir stehen im Wettbewerb. Alle Städte wollen Menschen anlocken. Gewinnen werden Kommunen, die Baugrundstücke, Wohnraum, Kitaplätze, Kultur- und Freizeitangebote vorhalten. Wir müssen uns nicht verstecken, aber wir können noch sehr viel besser werden.

Bemängelt wurde in den Gesprächen ein Rückgang in Qualität und Quantität von Kulturveranstaltungen und Stadtfesten. Kultur ist in Sachsen eine kommunale Pflichtaufgabe. Diese gilt es zu erfüllen und gemeinsam als Stadt den Anspruch zu definieren.

Überlegungen zum Erhalt und zur Belebung der Innenstadt wurden ausgetauscht. Neben einer Kultur des lokalen Einkaufens braucht es einen Blumenstrauß von strategisch durchdachten Maßnahmen: Events, Projekte und Dienstleistungen, die die Menschen in die Innenstadt locken, Anregung innovativer Geschäftskonzepte, Entschleunigung des Verkehrs, Wegweisung zu Geschäften in Nebenstraßen und vieles mehr kann eine Stadt tun. Der Wegfall von Mietzahlungen für die Nutzung des Außenbereichs war ein guter und richtiger Schritt. Wir sollten immer ein offenes Ohr für die Händler haben und uns nicht von behördlichen Hürden erschrecken lassen. Mit Kreativität und Mut lässt sich fast alles meistern. Nicht vernachlässigen sollten wir den Blick auf die Touristen. Bedauert wurde, dass Nieskys einzigartige Holzbauten und das stadtarchitektonische Erbe der Brüdergemeine nur wenig bekannt sind. Da können wir mehr tun, als ein Schild an der A4 aufstellen lassen.

Bei den Runden anwesend waren auch die Stadträte Herr Menzel, Herr Polossek, Herr Schuster und Herr Beinlich. Das haben die Nieskyer gelobt. So direkt und in größeren Runden haben sie selten Bürgergespräche erlebt. Mir hat es auch große Freude bereitet und ich nehme aus jedem Gespräch eine Menge mit. Am heutigen 5. November ist erstmal der Abschluss der Reihe „Gespräch bei Glühwein“. 18 Uhr treffen wir uns auf dem Zinzendorfplatz. Ich freue mich auf viele Gesprächspartner und dann auf einen erfolgreichen Wahlsonntag.